19 Rene Gabriel
War 1988 auf einem derartigen Höhepunkt, dass die Vermutung fern lag, er würde sich noch ein weiteres Jahrzehnt auf diesem exorbitanten Niveau halten können. Zugegebenermassen begegnete ich auch ein paar überreifen Flaschen, die auf absteigenden 16/20 Punkten lagen. 1993 eine Marie-Jeanne-Flasche (2.5 Liter): Sehr tiefe Nase; feiner Madeira-Ton, der sich in Malaga-Süsse umwandelt und einen Hauch Madras-Curry als Würze in sich birgt. Die anfänglichen Oxydationsspuren verfliegen und Frucht in Form von Brombeeren steigt auf, wird süsser und süsser und endet nach 30 Minuten in Kandiszucker sowie feinster Schokolade. Im Gaumen zeigt sich die Süsse eher in Caramelform vermischt mit Darjeeling Teenuancen. Ein Wein, der sich in verschiedenen Zeitabschnitten immer wieder anders zeigt. Beginnend mit 17/20, dann 18/20, nach 30 Minuten gar 19/20 und gegen den Schluss wieder sanft auf 18/20 Punkte reduzierend. Normale Flaschen sollte man aber jetzt austrinken. Notiz im Jahr 1995: Röstiges, süsses, leicht nussiges Bouquet, Hagebutten; verführerisch süss, vollständig geöffnet. Salziger Gaumen, süsse Waldbeerenaromatik, Erdbeerenmarmelade, fett, wenig Säure, burgundisch, im Finish wiederum viel betörende Süsse, grossartig wie ein fetter, überschwappender Burgunder – ohne jegliche Eleganz zu verlieren. (19/20). 02: Magnum. Reifendes Granat, viel orange Töne am Rand. Gewaltiges Caramel-, Schokobouquet; malzige Süsse, Darjeeling Tee, sanft buttrig, opulent und durch seine Aromatik berauschend, nach 10 Minuten ein zarter Kräuterhauch, kandierte Cakesfrüchte. Im Gaumen cremig mit einem nahezu unheimlichen Schmelz von Honig, dann auch hier Kräuternuancen; Kardamom, Eisenkraut, Korianderkörner, aber doch mehrheitlich wieder diese Pralinen-Grundaromatik, welche sich bis zum langen, fetten Schluss durchzieht. Gehört zu den allerbesten Weinen dieses Jahrganges. 05: (Normalflasche) Sattes, dunkles Purpur. Reifes, nach Mandelgebäck und Sesamstängel duftendes Bouquet, Haselnusspralinen, fast buttrig im Ansatz. Im Gaumen charmant wie eine homogene Weincreme, rund schmeichelnd und so unbändig süss, im Finale zeigt dieser Chambertin-hafte Wein eingedickter Birnensaft, dunkle Melasse, Früchtebrot und Tawny-Colheita-Portaromen, ganz am Schluss zeigen sich noch Kaffeearomen und Currynoten. Ein sensationeller Schluck eines wahrlich dicken Pomerols. (19/20). 11: War grundsätzlich sehr trüb und somit auch dicht. Ich dekantierte ihn und es duftete nach vielen Kräutern, so wie bei einem reifen, ganz grossen Martha’s von Heitz, Perubalsam, Ricola, dunkel gebrannte Mandeln, kandierter Honig und Feigen, also sehr süss in der wuchtigen, intensiven Nase. Cremiger Gaumen, Hustensirup, saftig und wunderschön ausgeglichen, gebündeltes. Rotbeerig kompottiges Finale. Der 62er war immer schon eine berauschende Pétrus-Orgie und das ist er bis heute geblieben. Immerhin ist er jetzt 50 Jahre alt und immer noch gewaltig berauschend. Das war meine bisher beste Flasche: 20/20. austrinken
94 Wine Spectator
A very delicate and refined P?trus, with deliciously fruity black olive and tobacco flavors, medium tannins and a long finish. Still incredibly fresh and youthful.--P?trus vertical. Drink now. ?JS
91 Robert Parker
The 1962 and 1959 Petrus were two of the finest bottles I have ever tasted of these vintages. The fully mature 1962 was reminiscent of a Medoc, with its minty, chocolatey, herbal, cedary-scented nose, medium-bodied, well-proportioned flavors, and structured personality. The wine still possesses a healthy dark ruby color with only slight amber at the edge. Although not that powerful or opulent, it is an outstanding example of Petrus made in a more graceful, elegant manner. Tasted blind, I would never have picked it out as a Pomerol.