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Rezensionen & Bewertungen
20 Von Rene Gabriel
98 Von Robert Parker
94 Von James Suckling
91 Von Wine Spectator
Es gab lange nur zwei wirklich unantastbar grosse Jahrhundertweine beim Jahrgang 1970: Pétrus und Latour. Nachdem Pétrus nun seine beste Phase hinter sich hat, fragt man sich, wann die beste Phase beim Latour (eventuell) beginnen wird? In zehn Jahren schon? Oder erst in 50 Jahren? Vielleicht hatte ich ihn deshalb in der Jugendphase eher unterschätzt, weil auch dieser Latour mit einer etwas zu prägnanten Säure bestückt war. Zusammen mit den unergründlichen Tanninen führte die Verbindung dieser beiden Komponenten zu einer Härte, die erst im Laufe der Zeit langsam in Bewegung kam und freundlichere Konturen annahm. Und auch jetzt nach der Jahrtausendwende ist es immer noch ein kleines Verbrechen, einen Latour 1970 zu entkorken. Soll man einen Wein mehr als 5 Stunden dekantieren, um dessen erste Genussreife zu erzwingen? Wer kann, sollte bis mindestens ins Jahr 2010 zuwarten. Dann wird dieser Latour erst richtig zeigen, was in ihm steckt. Einer der ganz wenigen Jahrhundertweine zwischen 1961 und 1982, also gut zwanzig Jahre Bordeaux-Lethargie, die eigentlich generell hätte bestraft werden müssen. Nur gab es damals keine Alternativen. Meine Erfahrungen zu diesem Wein reichen weit über 20 Notizen hinaus, die man mit einem Wort zusammenfassen kann: verschlossen! 99 (20/20): Geballtes Bouquet; einerseits ein Hauch Curry, Korinthen und Trüffel, dann aber auch tiefgründige und mineralische Terroirspuren, getrocknete Küchenkräuter und feiner Eucalyptus-, Minzenton, alle 15 Minuten kommen ein bis zwei weitere Aromen dazu. Im Gaumen erst hart, feiner Kapselton und eine burschikose Adstringenz, reife Tannine, die Süsse ausstrahlen, aber auch eine noch nicht ganz harmonisierte Säure, welche nach weiterer Flaschenlagerung schreit, beinhaltend. 02: Wie unglaublich jung dieser geniale Cabernet-Urmeter doch ist. Für den Sylvesterabend in den Flumserbergen dekantierte ich eine Flasche mehr als 5 Stunden und trotzdem zeigte sich das Bouquet immer noch nur schwer zugänglich. Im Gaumen perfekt, unnahbar und aristokratisch, verlangt in dieser Konstellation noch mindestens zehn Jahre weitere Flaschenreife. Und trotzdem war das stille, bedächtige Erlebnis ein unvergesslicher Moment. Wer wartet, wird belohnt (20/20)! 03: Magnum: Tiefschwarz; praktisch keine Reifetöne. Schwarze Schokolade, Kakaobohnen, Trüffel und erdige Süsse; ein sehr komplexes Nasenbild, das sich sehr langsam entfaltet und dann stetig zunimmt. Fleischiger, korpulenter Gaumen mit schwarzen Pilzen durchsetzt, die Gerbstoffe zeigen sich erstaunlich weich und saftig, obwohl noch eine intensive Adstringenz vorherrscht, legt dann permanent zu. Ein wirklich grosser Latour, der jetzt ganz zaghaft die erste Genussreife erreicht hat und für die nächsten 40 Jahre grosse Freude bereiten wird (20/20). 04: Eine geniale Flasche im Restaurant Délice in Stuttgart. Das erste Mal hatte ich hier das Gefühl, dass die erste Genussreife nun endlich einigermassen in Reichweite ist. Dadurch dass der Ertrag wohl doch recht hoch war, sind die Gerbstoffe nicht so markant und der Wein ist sehr saftig. Macht Spass auf exorbitantem Niveau (20/20). Lucien Schmidlin öffnete diesen grossen, legendären Bordeaux in einem fast anrüchigen Gelage. Trotzdem merkte ich noch deutlich, dass sich hier etwas ganz, ganz Grosses im Glas sein musste. Ein Cabernet-Bulldozer mit Kraft und Süsse. 08: In Wien in der Coburg in den Kasematten im Untergrund von René Schmidlin offeriert. Es gibt schon Latour's die irgendwie noch tiefer und dichter sind und noch mehr Tannine aufweisen. Also wäre das vielleicht der schwächste unter allen 20-Punkte-Latours. Aber wer «nur» den trinkt und nicht den 61er oder 82er neben dran hat, der wird auch an diesem Wein seine ganz grosse Freude haben. 09: Bei Max und Ruth Gerstl. Jung, saftig mit guten aber nicht aufgedrückten, sondern schon recht schön integrierten Reserven. Ganz sicher ein ganz grosser Latour. 09: Es ging uns beiden nicht besonders gut (gesundheitlich) meiner Frau und ich. Aber beide hatte
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Château Latour
Château Latour ist eine Klasse für sich, mit einigen der kraftvollsten, komplexesten und unwiderstehlichsten Weine in Bordeaux. Seit Hunderten von Jahren ist Latour das vorzüglichste Erste Gewächs im Médoc, wenn nicht in der gesamten Region, das Jahr für Jahr die fantastischsten Rotweine weltweit hervorbringt. Es gilt als ältestes Weingut von Pauillac, dessen Ursprünge im 14. Jahrhundert liegen und das unzählige Male den Besitzer wechselte, bis 1993 der französische Industrielle und Milliardär François Pinault das Anwesen erwarb. Seither hat Pinault, unter Beibehaltung der Verpflichtung zur Vorzüglichkeit, wesentliche Änderungen vornehmen lassen, einschließlich einer Komplettrenovierung von Kellerei, Gärkeller, Weinbereitungsanlage und Lagerbereichen. Außerdem ließ er einen neuen Degustationsraum bauen und die Architektur des Hauptgebäudes umgestalten. Diese Modernisierungsbemühungen machen sich zusehends bezahlt. Heute produziert das begabte Team des Latour, angetrieben von seinem Streben nach Perfektion sowohl im Weinberg wie in der Kellerei, drei Weinsorten. Da man es vorzog, die Weine nach der Abfüllung herauszubringen, war dies das erste Weingut in Bordeaux, das aus dem En-Primeur-System ausstieg, beginnend mit dem Jahrgang 2012. Einer der drei produzierten Weine, Le Pauillac de Château Latour, ist ein achtbarer Drittwein, während Les Forts de Latour ein sehr beeindruckender zweiter Wein ist. Le Grand Vin markiert die Spitze der Produktion von Latour, als ein königlicher, konzentrierter Rotwein, der dank seiner differenzierten Verfeinerung harmonisch ausbalanciert ist.