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Rezensionen & Bewertungen
18 Von Rene Gabriel
93 Von Wine Spectator
88 Von Robert Parker
Top of Form 1 && Oft erwähne ich, dass ich junge Latour unterschätze. Selbst im Traum hätte ich niemals zu behaupten gewagt, dass aus diesem Wein jemals ein akzeptabler Bordeaux werden kann. An der Arrivage mit 60 anderen Bordeaux blind degustiert, war dieser Saft eine knapp mit 15/20 Punkten bedachte Katastrophe. Auch im Jahr 1991 notierte ich: Reduktiv und blockiert. Eher schwierig zu degustieren. Junge, pfeffrige Säure, wirkt drahtig. Keine Bewertung – warten! Ein Jahr später noch brutalere Argumente: Mit allen anderen Premiers zusammen degustiert: Er ist weder ein Latour noch ein Premier Grand Cru – zu dünn im Körper und insgesamt enttäuschend. Doch 1994 ging es stufenweise mit ihm bergauf: Blind mit dem Mouton 1990 verwechselt und zwar deshalb, weil er auch nach Soja riecht: Dunkle Röstnase, relativ schön geöffnet. Im Gaumen saubere, primäre Frucht, ähnlich wie ein Beaujolais. Mittelgewichtig mit mässiger Konzentration, fängt nun doch an, sich zu verbessern. Trotzdem wird er nie das Niveau eines Premier Cru erreichen. Und wieder zwölf Monate später: Er wurde mir blind eingeschenkt und ich habe an allen Ecken und Enden nach einer möglichen Herkunft gesucht. Der Wein legt zu. Vielleicht werde ich ihm ums Jahr 2000 18/20 Punkte attestieren. Noch immer nicht ganz auf dem richtigen Kurs im Jahr 1996: Die Nase wirkt etwas toastig, grüne Pfefferschoten, Kaffee, trotz grünen Cabernet-Spuren entwickelt sich das Bouquet jetzt mehr und mehr. Im Gaumen zeigt sich die Säure etwas spitz und verbindet sich mit dem metallisch wirkenden Extrakt, trockenes Tannin auf der Zunge, ist insgesamt eher unharmonisch, mittleres Finish. Und heute denke ich mir, dass ihm das grosse Terroir und der Durchhaltewillen eine Chance gegeben haben, die man nicht ein zweites Mal im Leben bekommt. Braucht noch etwa fünf Jahre bis zu seiner ersten, richtigen Genussreife. 99: Traumhaft süsses, extrem fein duftendes Bouquet, Terroir-, Röstnoten, Schokoduft, geröstete Haselnüsse, ein Traumbouquet, das berauscht, aber für einen Latour aus einem so grossen Jahr zu wenig tiefgründig ist. Im Gaumen süffig, lang und feingliedrig, auch hier wieder eher oberflächlich, röstig und zart. Nicht mehr warten, einfach hemmungslos geniessen (18/20). 02: Mittleres Granat, feiner, aufhellender Rand, dezenter Reifeschimmer. Zu Beginn leicht unsauber, dann immer geballter werdend, rot- und blaubeeriges Spiel, gebrauchtes Leder, sanfte Rosinen-, sogar Dörraprikosentöne, Pfirsichkerne. Im Gaumen erst schlank, dann doch Muskeln zeigend, süsse Pflaumennote im Extrakt, nach einer halben Stunde nasser Waldboden, schwarze Trockenpilze und leicht fassig. Recht grosses Potential, aber kein überzeugender Latour. Wiederum 30 Minuten später war die unsaubere Note weg und der Wein von überzeugendem Terroirduft. Also mindestens eine Stunde dekantieren. 03: War lange dekantiert und hatte dann immer noch einen feinen Käserindenton. Kräftig, aber irgendwie zu schlank und dann doch wieder irgendwie gross. Was man aus dieser nicht genau definierten Beschreibung herauskristallisieren kann; man ist bei diesem Wein hin- und hergerissen und weiss dann doch nicht, ob er zu den schlechteren Premiers gehört oder zu den sehr guten Bordeaux? 05: Heinz Wetter öffnete eine Doppelmagnum zur Hauptspeise an seinem Geburtstag. Ein leicht wirkendes, eher rotbeeriges Erlebnis, das vielleicht eher als ‹‹grossen St. Julien›› einzustufen ist. Hat viel Spass gemacht (18/20). 05 im Herbst im Stubaital: Doppelmagnum. Mittleres Granat, aufhellend, fein oranger Rand. Fleischiges Bouquet, feine erdige Noten, Trüffelspuren, Fleischparüren, Glutamat, braucht viel Luft und wird dann immer süsslicher und zeigt für einen Pauillac erstaunlich viel rotbeerige Aromen. Im Gaumen gut stützende Säure, mittlerer Körper der aber noch feine Muskeln und Gerbstoffe zeigt, eher feminine Konturen aufweisend und trotz seiner jetzigen Reife ist hier noch keine Eile angesagt, weil sich dieser etwas leichte Latour erst in den letzten paar Jahren
Hersteller
Château Latour
Château Latour ist eine Klasse für sich, mit einigen der kraftvollsten, komplexesten und unwiderstehlichsten Weine in Bordeaux. Seit Hunderten von Jahren ist Latour das vorzüglichste Erste Gewächs im Médoc, wenn nicht in der gesamten Region, das Jahr für Jahr die fantastischsten Rotweine weltweit hervorbringt. Es gilt als ältestes Weingut von Pauillac, dessen Ursprünge im 14. Jahrhundert liegen und das unzählige Male den Besitzer wechselte, bis 1993 der französische Industrielle und Milliardär François Pinault das Anwesen erwarb. Seither hat Pinault, unter Beibehaltung der Verpflichtung zur Vorzüglichkeit, wesentliche Änderungen vornehmen lassen, einschließlich einer Komplettrenovierung von Kellerei, Gärkeller, Weinbereitungsanlage und Lagerbereichen. Außerdem ließ er einen neuen Degustationsraum bauen und die Architektur des Hauptgebäudes umgestalten. Diese Modernisierungsbemühungen machen sich zusehends bezahlt. Heute produziert das begabte Team des Latour, angetrieben von seinem Streben nach Perfektion sowohl im Weinberg wie in der Kellerei, drei Weinsorten. Da man es vorzog, die Weine nach der Abfüllung herauszubringen, war dies das erste Weingut in Bordeaux, das aus dem En-Primeur-System ausstieg, beginnend mit dem Jahrgang 2012. Einer der drei produzierten Weine, Le Pauillac de Château Latour, ist ein achtbarer Drittwein, während Les Forts de Latour ein sehr beeindruckender zweiter Wein ist. Le Grand Vin markiert die Spitze der Produktion von Latour, als ein königlicher, konzentrierter Rotwein, der dank seiner differenzierten Verfeinerung harmonisch ausbalanciert ist.