17 Rene Gabriel
Zwei Dutzend Mal getrunken. Ich weiss, dass solche Bemerkungen einen Bordeaux-Fan die Wände hochgehen lassen können. Wer kann sich schon oft einen 62er Cheval leisten? Doch bei meinem Freund Adriano Salsi in der Felsenburg in Olten kostete der Wein lange Zeit nur 120 Franken. 1988 erreichte er zusammen mit Mouton-Rothschild und Pétrus anlässlich einer allumfassenden Blinddegustation 18/20 Punkte. Nachdem ich ihn später einmal "warm" (ca. 19 Grad) und einmal "kalt" (15 Grad) innerhalb von zwei Wochen getrunken hatte, weiss ich jetzt, dass zu reife Cheval Blanc kühl genossen am besten schmecken; die Textur ist gebundener und die Frucht intensiver. 1997 eine Magnum (17/20): Offenes, charmantes Bouquet; eher rotbeerig, ausladend, delikat. Femininer Gaumen, elegant, reifes Extrakt, Irish Moos, sanft dominierende Säure, was dem Wein aber gute Länge verleiht. An der 62er Probe aus der Normalflasche: Aufhellendes, bräunliches Orange-Granat. Intensives Ovomaltine-Bouquet, Heunoten und dominikanischer Tabak, eine gewisse Kandissüsse; trocken im Ansatz und doch noch knapp gebunden. Mittelschlanker Gaumen, aussen Fett, innen noch knapp stützende Gerbstoffe, Feigentöne, Lakritze und Birnel (eingedickter Birnensaft). Im Finale Gebäcknoten, Hirschleder und kalter Schwarztee, ein fragiles Erlebnis, eher kühl zu trinken und nicht dekantieren. (17/20). 12: Die Flaschen variieren deutlich, gelangen aber nie über 15 Punkte hinaus. Mitteldunkels Granat, deutliche Reifetöne. Feine Acetonnuancen, auch etwas Geraniol zeigend, irgendwie und auch leicht stechend. Kapseliger Gaumen ausgemergelt, zeigt Muskeln, es fehlt das Fleisch und das Ding ist ohne Charme. Diese Flasche: 14/2. Beste Flaschen: vorbei
17 Rene Gabriel
Zwei Dutzend Mal getrunken. Ich weiss, dass solche Bemerkungen einen Bordeaux-Fan die Wände hochgehen lassen können. Wer kann sich schon oft einen 62er Cheval leisten? Doch bei meinem Freund Adriano Salsi in der Felsenburg in Olten kostete der Wein lange Zeit nur 120 Franken. 1988 erreichte er zusammen mit Mouton-Rothschild und Pétrus anlässlich einer allumfassenden Blinddegustation 18/20 Punkte. Nachdem ich ihn später einmal "warm" (ca. 19 Grad) und einmal "kalt" (15 Grad) innerhalb von zwei Wochen getrunken hatte, weiss ich jetzt, dass zu reife Cheval Blanc kühl genossen am besten schmecken; die Textur ist gebundener und die Frucht intensiver. 1997 eine Magnum (17/20): Offenes, charmantes Bouquet; eher rotbeerig, ausladend, delikat. Femininer Gaumen, elegant, reifes Extrakt, Irish Moos, sanft dominierende Säure, was dem Wein aber gute Länge verleiht. An der 62er Probe aus der Normalflasche: Aufhellendes, bräunliches Orange-Granat. Intensives Ovomaltine-Bouquet, Heunoten und dominikanischer Tabak, eine gewisse Kandissüsse; trocken im Ansatz und doch noch knapp gebunden. Mittelschlanker Gaumen, aussen Fett, innen noch knapp stützende Gerbstoffe, Feigentöne, Lakritze und Birnel (eingedickter Birnensaft). Im Finale Gebäcknoten, Hirschleder und kalter Schwarztee, ein fragiles Erlebnis, eher kühl zu trinken und nicht dekantieren. (17/20). 12: Die Flaschen variieren deutlich, gelangen aber nie über 15 Punkte hinaus. Mitteldunkels Granat, deutliche Reifetöne. Feine Acetonnuancen, auch etwas Geraniol zeigend, irgendwie und auch leicht stechend. Kapseliger Gaumen ausgemergelt, zeigt Muskeln, es fehlt das Fleisch und das Ding ist ohne Charme. Diese Flasche: 14/2. Beste Flaschen: vorbei
88 Robert Parker
Once somewhat of a sleeper wine from this underrated vintage, the 1962 Cheval Blanc has held on to life longer than many, but is now in decline. The color shows considerable amber, and the wine seems a bit loose-knit and disjointed on the palate. Nevertheless, it has complex notes of herbs, earth, licorice, truffle, and some sweet fruits that linger. In the mouth, there is a hint of dessication, leather, and hard tannin poking its head through in the finish. Last tasted, 12/02.
88 Robert Parker
Once somewhat of a sleeper wine from this underrated vintage, the 1962 Cheval Blanc has held on to life longer than many, but is now in decline. The color shows considerable amber, and the wine seems a bit loose-knit and disjointed on the palate. Nevertheless, it has complex notes of herbs, earth, licorice, truffle, and some sweet fruits that linger. In the mouth, there is a hint of dessication, leather, and hard tannin poking its head through in the finish. Last tasted, 12/02.