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Rezensionen & Bewertungen
20 Von Rene Gabriel
100 Von Robert Parker
100 Von Wine Spectator
Die Ikone des Bordelais! Ist der Cheval Blanc 1947 der grösste Wein des Libournais in diesem Jahrhundert, dann beansprucht der grosse, nahezu unantastbare 45er Mouton diesen Platz für das Médoc. Ich hatte das enorme Glück, diesem Wein mehrere Male zu begegnen. So z.B. 1990: Rauch und schwarzes Beerenaroma (66er Lynch-Bages). Offenes Bouquet; an Druck und Intensität gewinnend. Frische Minze und frisch gegerbtes Hirschleder, gekochte Chanterellen. Voller Gaumenfluss mit Fett unterlegt, in der Säurestruktur Minze, weisser Pfeffer und Eisenkraut, die sich mit dem feingliedrigen Tannin verbinden, gleichmässige, ausgeglichene Adstringenz. Ein denkwürdiges Erlebnis, wie sich Finesse und Potential ergänzen. 1992: Offenes Bouquet; Eisenkraut, Minze, Kaffee, Fichtennadeln, Nougatsüsse, darunter Portwein-Nuancen, Anklänge von Edelholz (Redwood, Mahagoni). Im Gaumen zarte Rauchnote vermischt mit Minzennuancen, Schokolade (After-Eight). Die noch kräftige Säure verleiht Rasse und lässt alle Restaromen förmlich im Gaumen explodieren, breit gefächerte Gersten-, Malznote gegen den Schluss, Süsse im Nachklang. In den Tanninen feine Trockenheit mit Rebholzgeschmack. Ein Jahr später an Gert Kullmers Geburtstagsparty neben dem 45er Lafite und Latour getrunken. Es war die beste Flasche Mouton 1945, die ich je trinken durfte und deshalb auch endlich der oft zitierte "Jahrhundertwein": Schokolade-, Minzenton, Orangenhaut, Kumquats, Bitterorangen, die Kräutertöne überwiegen leicht die abgeklungene Frucht; Kiefern, Rosmarin – das Bouquet legt kontinuierlich 30 Minuten lang zu. Im Gaumen erschlagende Intensität, Kräuter, Cassis und alles, was sich bereits in der Nase in vielfacher Form ausdrückte. Erschlagender, nicht enden wollender Nachklang. Zwei Monate später an der Parker-100-Probe in Hamburg: Ein weiterer Meilenstein. Ein Ausbund an Rumtopf, Minze, Orangeat und Havanna-Tönen. Im Gaumen mit einem Wechselspiel von kräftig zupackenden Tanninen, verbunden mit feinstgewobenem Extrakt und Stoff, minutenlanges Finish. 1998 an der Mouton-Probe in Adelboden: Magginote, sehr viel Pilztöne (Shitake); wird zunehmend süsser, Baumnussaromen, entwickelt Maulbeerentöne, Malmsey Madeira, Curry, Feigensirup. Im strengen Gaumen wirkt diese Flasche trotzdem überreif, viel Eucalyptus (Peru-Balsam), nasses Unterholz. Grosser Wein, jedoch leider keine optimale Flasche. Notiz aus dem Jahr 1995: Keine Frage; das ist ein Jahrhundertwein. Und unter allen möglichen Jahrhundertweinen einer der Allerbesten: Reifendes Bordeauxrot, aber noch dicht und undurchdringlich in der Mitte. Ein verrücktes, schwer greifbares Bouquet von süssem Terroir, explosiven, in seiner Güte absolut perfektionierten Cabernet-Duft, Rosmarin-, Oregano-, Eucalyptus- und Minzennoten. Im Gaumen noch streng, aber auch reif zugleich, die Aromen sind gaumenumfassend und erzeugen eine Speichel produzierende Adstringenz, die den Mund derartig beherrscht, dass ein Schlucken sehr schwierig wird. Monumentale Finesse – in polarisierendem Sinne. Wertungen werden sinnlos. Nur Vergleiche mögen eventuell zu deuten, was ein nach grossen Weinen suchender Degustator hier erleben kann. Diese optimale Flasche 45er Mouton stelle ich auf die gleiche Stufe wie die besten Flaschen d’Yquem 1937 und Cheval Blanc 1947, die ich je trinken durfte: 02: Kann man von einem bald 60jährigen Wein behaupten, dass er immer noch nicht seine erste, richtige Genussreife erreicht hat und wohl noch mindestens 100 wunderschöne Jahre vor sich hat? Diese Magnum, geöffnet an der 21. Raritätenprobe von Hardy Rodenstock in München lässt diese Behauptung vermuten: Die Farbe ist tief, jung und zeigt nur gerade ganz aussen am Rand einen leichten, kaum sichtbaren Alterston. Das Bouquet ist geballt; kraftvoll mit einem gewaltigen, würzigen Cabernet-Aromenpaket, viel Minze, aber fast noch mehr Eucalyptus. Das Nasenbild verfeinert sich mit Luftzutritt, wird immer vielschichtiger und auch noch druckvoller. Im Gaumen zeigen sich ungestüme, pfeffrige Tannine, e
Hersteller
Château Mouton Rothschild
Als einziges unter den Ersten Gewächsen in Bordeaux erwarb das Château Mouton Rothschild seine hohe Einstufung erst nach der berühmten Klassifikation von 1855. Im Jahr 1973 setzte sich Baron Philippe de Rothschild erfolgreich für das Château ein, was ihm den Premier-Cru-Status einbrachte, unter dem es heute rangiert. Seine Weine besetzen kontinuierlich die Spitze der klassifizierten Gewächse und sind mit ihrer Opulenz und Zugänglichkeit, gepaart mit Noten von schwarzer Johannisbeere und kraftvollem Tannin, ihrem erstklassigen Verschnittstil treu geblieben. Baron Philippe hat dies nach der Aufstufung seiner Weine treffend formuliert: “Premier je suis. Second je fus. Mouton ne change”, was bedeutet: “Erster bin ich. Zweiter war ich. Mouton ändert sich nicht.” Viele Jahre lang bis zu ihrem Tod 2014 leitete seine Tocher, die Kunstliebhaberin Baroness Philippine das Anwesen. Ihr ist es zu verdanken, dass weltberühmte Künstler wie Andy Warhol, Pablo Picasso, Marc Chagall, Keith Haring und Georges Braque die Etiketten für verschiedene Jahrgänge gestaltet haben. Neben dem Aushängeschild Mouton Rothschild und dem Zweitetikett Le Petit Mouton ist auch der in geringeren Mengen hergestellte Premium-Weißwein Aile d’Argent eine Versuchung.