19 Rene Gabriel
Der beste Wein im Médoc! Als wir alle Premiers im Médoc verkostet hatten, erwartete ich keine nennenswerte Jahrgangs-Überraschung mehr und die Fahrt ins entlegene Château Montrose betrachtete ich als reines Muss. Wie bei vielen anderen Grands Crus entschloss man sich hier nämlich, keine Muster aus dem Haus zu geben und nur noch Proben auf dem Weingut selbst zu gestatten. Doch wir staunten gleich zweimal hintereinander. Das erste Mal bei der Anfahrt, als wir feststellten, dass man auf diesem doch eher traditionell festgefahrenen Château einen Helikopterlandeplatz auf dem Autoparkplatz neu eingerichtet hatte. Das zweite Mal, als man uns diesen mächtigen Montrose 2001 eingeschenkte. <br/>Die Ernte begann am 24. September mit den Merlots. Perfekte Trauben, aber rund 42 % weniger Menge als letztes Jahr. Ab 1. Oktober schickte man die Erntehelfer nach den Petit Verdots und Cabernet Francs aus. Ein ganz besonderer Lesetag war der 2. Oktober, die eingebrachten Trauben wiesen eine Temperatur von 27 Grad Celsius aus. Am 3. Oktober regnete es fast den ganzen Tag, ausser eine Stunde am Nachmittag. Auch hier brachte man ein kleines Lot Cabernet Sauvignon ein. Der Rest der Woche herrschte eitel Sonne und am 9. Oktober beendete man eine sicherlich denkwürdige Ernte für Montrose. Die Erträge sind so tief wie nie und liegen bei rund 32 hl/ha. Für den Grand Vin 2001 verwendete man 64 % der Erntemenge. Der Zweitwein La Dame de Montrose entspricht einer Selektion von 29 % (7 % deklassierte man als namenlosen, normalen St. Estèphe). Während man sich auf den Weingütern mit eigenen Kommentaren eher bedeckt hält, plappert uns ein Kellermitarbeiter beim Gang durch die Keller ins Ohr: Dégustez bien – c'est mieux que 2000! Wir sollen also aufpassen beim Degustieren, der Montrose 2001 sei besser als der Jahrgang zuvor. Er sollte Recht behalten haben. Und auch die Direktion schreibt im Jahrgangsbericht selbstsicher: Assurément, il fait partie des plus grands vins produit par la propriété. Für mich ist der Montrose 2001 mitunter der allerbeste Wein des Jahrganges vom ganzen Médoc. Und damit in seiner qualitativ vergleichbaren Kategorie weitaus der Billigste! <br/>02: Fassprobe (19/20): 62 % Cabernet Sauvignon, 34 % Merlot, 3 % Petit Verdot, 1 % Cabernet Franc, 70 % neue Barriquen. Für den Grand Vin wurde 10 % Presswein verwendet: Sehr dunkles, tiefes Violett-Purpur. Intensives Bouquet, das vor allem von Terroir geprägt ist, schwarzer Pfeffer, Cassis, Zedern, Herbsttrompeten, Trüffel und dunkle Hölzer, viel Tabak, ein gewisser Schimmer von artisanalem Bordeaux darin. Fleischiger Körper mit Tanninen bepackt, die diese körperreiche Struktur unterstützen, viel erdiger Geschmack, vermischt mit einer mächtigen, fast ergreifenden Cabernet-Expression, Cigarren im Finale, sehr lange anhaltend. Unter den besten Bordeaux ein klassischer Wein, der sicherlich zu den interessantesten Werten im Grand Cru-Feld gehört. Wer für ein eigenes Kind einen 2001er Bordeaux auf die Seite legen will, ist hier sehr gut beraten. 03: Kurz nach der Flaschenfüllung nochmals auf Montrose degustiert. Ein richtiger, mächtiger Siegerwein mit einer grossartigen Harmonie in den gewaltigen Tanninen. So viel grossen Bordeaux gab es noch selten für diesen Preis (19/20). Auf Bora Bora zeigt sich der Wein im September 2005 sehr verschlossen. Mächtiges Nasenbild, erdig, Trüffel, Herbsttrompeten, nach einer halben Stunde Heitz-Marthas-Würznoten, Eucalyptus, dunkle Schokolade und schwarze Oliven. Im Gaumen wirkt der Wein unnahbar, fast noch hart und körnig in der Textur. Warten! (19/20). 09: Dunkles Granat, satt in der Mitte. Süsses, mit Sommertrüffel und Backpflaumen durchzogenes Bouquet, Erd¬-Eisenton und viel Terroir-Expression. Reicher mächtiger Gaumen, erstaunlich reife Tannine die schon erste Rundungen zeigen, im Nachklang zeigt sich verlangende Adstringenz. Ein Montrose der wesentlich mehr Zugänglichkeit zeigt als andere frühere Jahrgänge. Vor allem weiss man in welche Richtung das Ganze geht
93 Robert Parker
Tasted at the château, the 2001 Montrose is a blend of 62% Cabernet Sauvignon, 36% Merlot, 1% Cabernet Franc and 1% Petit Verdot picked between 24 September and 9 October. It has quite a tightly wound bouquet that either needs a hefty decant or preferably, another 5-6 years in bottle. The scents that can be coaxed are attractive: blackberry, a touch of tar and pencil box, later Indian ink and cedar wood. The palate is medium-bodied with gently gripping tannin, a fine line of acidity and impressive harmony. This gains complexity towards the finish. Tensile, minerally and edgy, this is becoming a highly pleasurable Montrose that will surprise a few people. Sure, it does lack some persistence, however, keep an eye on this. Tasted September 2016.
92 Wine Spectator
Modest in display, with lightly mulled currant and blackberry fruit infused with bay leaf and tobacco accents. This is sneakily long, offering a very refined chalk- and iron-fueled finish and lovely integration throughout. Echoes of savory and wet pebble at the very end give this a pleasant austerity. Best from 2020 through 2030. NA cases made.—J.M.