20 Rene Gabriel
Bereits der erste Kontakt mit diesem Tiefgänger war mir 20/20 Punkte wert. Solche Latour werfen aber immer wieder die gleiche Frage auf: «Wann ist ein Latour eigentlich reif?» Ich bin der Ansicht, dass man bei diesem Wein geneigt ist, auf etwas zu warten, das gar nie eintreffen kann. Nämlich auf ein Nasen- und Munderlebnis von extremer Intensität. Der Merlot auf diesem Terroir hat von sich aus (mit Ausnahme des 82ers und 89ers) zu wenig Power, um Höhepunkte eines 61er Palmer oder La Mission zu bieten. 1992 öffnete Hannes Scherrer eine Flasche: Ein Meilenstein in der Geschichte des Bordeaux. Noch immer fast reduktiv; ein verschlossener Jungbrunnen, der aber in grosszügiger Art und Weise sein mögliches Potential offenbart. Sehr wahrscheinlich wird man in zwanzig Jahren darüber diskutieren, ob man den 61er Latour eine oder drei Stunden vor dem Genuss dekantieren soll. 1993 eine Flasche, die genau vier Stunden zuvor dekantiert worden ist. Genial, perfekt, unsterblich. 09: An diesem Abend tranken wir mehrere Weine mit 20 Punkten. Aber eigentlich müsste man alle vorherigen und bisher abgegebenen Weine mit 20-Punkten wieder auf 19 setzen, weil im linken Glas der 1961 Latour (Spender Sigi Hiss) eingeschenkt wurde. Es ist ein Überwein, der in die Kategorie 1947 Cheval, 1945 Mouton, 1959 Lafite gehört. Doch warum soll man andere grossen Weine plötzlich unbedingt schlechter machen wollen, wenn man die einzigartige, nicht oft wiederkehrende Chance erhält, ein solch legendären Pauillac trinken zu dürfen? Warum muss immer alles krampfhaft in Relationen sein? Kann man diese nicht einfach für einen kurzen Moment aussetzen? Sich zurücklehnen? Die Umgebung akkustisch ausschalten? Sich für möglichst lange auf das Bouquet konzentrieren? So lange daran riechen bis man es vor Ungeduld nicht mehr aushält? Die Erwartungen für den ersten Schluck sehr hoch zu schrauben mit der Gewissheit, dass das der absolut geniale Wein diese hohe Erwartung locker schafft und sogar übertrifft? Mit viel Geld kann man diesen Wein heute noch kaufen! Aber kein Geld der Welt garantiert dem Geniesser dieses Weines auch dieses tief im Körper zirkulierende Glücksgefühl. Und vielleicht empfinden auch die geübtesten Weingeniesser jeder für sich ein Bisschen anders. Ich glaube kaum, dass es im Jahr 2009 ein Rotweinerlebnis geben wird, dass diesen berührenden Moment rund um den Latour 1961 noch toppen kann. 10: Top-Shoulder. Dunkel, fast schwarz. Weltklassebouquet! Warum ich das so schreibe? Weil viele der wenigen grössten Rotweine der Welt ein ähnliches Bouquet vorweisen. Vergleichbare Referenzen sind 1974 Martha’s, 1971 Grange, 1961 Hermitage la Chapelle, 1971 La Mouline Guigal etc. Minze, Schoko, Napolitaines-Biscuits, Caramel, dunkles Kakao, unerreichbar perfekt in der Nase. Was für ein Gaumenspiel. Gibt es so grosse Cabernets in der neuen Zeit die jemals eine solche Perfektion nach 50 Jahren erreichen werden. Erschlagendes Erlebnis von ganz seltener Art. Hat noch viele Jahrzehnte vor sich. 10: Im Waldheim Risch hatten wir zwei Mal Pech. Einmal war es eine Fälschung mit 61er Etikett und 69er Korken! Und die zweite war kaputt! Ein so langes Gesicht hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. 11: Füllniveau HS. Beginnen wir mit dem Positiven, und zwar gleich mit dem Gaumen; ein unbändige Kraft geht vom Körper aus, viel Resttannine, die an sich ein grosses, weiteres Verspechen ab geben würden, aber von dunklem Pilzmehl bis Soyasauce ist da alles Negative drin, dass es schwer verständlich ist, dass es ich hier um einen der legendärsten Bordeaux eines ganzen Jahrhunderts handeln könnte. Das mag, vom Oydationsstatus her auch am Füllniveau «hohe Schulter» liegen. Doch eigentlich sind - gerade bei einem – Latour solche Füllstände selten ein Problem und verhelfen eher zu gewisse Reife, dieses sonst sehr letargisch-evolutionierenden Pauillac’s. Leider gab es immer wieder Kontakte mit diesem Wein im demselben, enttäuschenden Stadium. Aber wer ihn halt einmal perfekt erlebte, der nimmt di
100 Robert Parker
Port-like, with an unctuous texture, and a dark garnet color with considerable amber at the edge, the 1961 Latour possesses a viscosity and thickness. One of the three bottles served at the Chateau's tasting revealed a surprisingly aggressive, minty, herbaceous nose, but the other two bottles were liquid perfection, exhibiting fragrant, cedary, truffle, leather, mineral, and sweet, jammy aromatics, full-bodied, voluptuous textures, exquisite purity and concentration, and a layered, highly-nuanced finish that represents the essence of compellingly great wine.
The 1961 has been fully mature for over 15 years, but it seems to get richer, holding onto its succulence and fat, and developing more aromatic nuances without losing any sweetness or concentration. An extraordinary wine, it is unquestionably one of the Bordeaux legends of the century! Anticipated maturity: now-2025
100 Wine Spectator
A blockbuster. Amazingly youthful, yet complex and complete on the palate. Aromas of mint, berries,currant and minerals follow through to a thick and caressing, full-bodied palate. Superlong and superripe. Got to love this. Will it age forever?--Latour vertical. Drink now. ?JS
100 Robert Parker
Port-like, with an unctuous texture, and a dark garnet color with considerable amber at the edge, the 1961 Latour possesses a viscosity and thickness. One of the three bottles served at the Chateau's tasting revealed a surprisingly aggressive, minty, herbaceous nose, but the other two bottles were liquid perfection, exhibiting fragrant, cedary, truffle, leather, mineral, and sweet, jammy aromatics, full-bodied, voluptuous textures, exquisite purity and concentration, and a layered, highly-nuanced finish that represents the essence of compellingly great wine.
The 1961 has been fully mature for over 15 years, but it seems to get richer, holding onto its succulence and fat, and developing more aromatic nuances without losing any sweetness or concentration. An extraordinary wine, it is unquestionably one of the Bordeaux legends of the century! Anticipated maturity: now-2025
100 Wine Spectator
A blockbuster. Amazingly youthful, yet complex and complete on the palate. Aromas of mint, berries,currant and minerals follow through to a thick and caressing, full-bodied palate. Superlong and superripe. Got to love this. Will it age forever?--Latour vertical. Drink now. ?JS
100 James Suckling
As stunning and immortal as ever. Complex aromas of mint, plum, currants and dried dark fruits that turn to raisins and chocolate. Full and juicy with a finish that lasts for minutes. Perfect wine as always.
20 Rene Gabriel
Bereits der erste Kontakt mit diesem Tiefgänger war mir 20/20 Punkte wert. Solche Latour werfen aber immer wieder die gleiche Frage auf: «Wann ist ein Latour eigentlich reif?» Ich bin der Ansicht, dass man bei diesem Wein geneigt ist, auf etwas zu warten, das gar nie eintreffen kann. Nämlich auf ein Nasen- und Munderlebnis von extremer Intensität. Der Merlot auf diesem Terroir hat von sich aus (mit Ausnahme des 82ers und 89ers) zu wenig Power, um Höhepunkte eines 61er Palmer oder La Mission zu bieten. 1992 öffnete Hannes Scherrer eine Flasche: Ein Meilenstein in der Geschichte des Bordeaux. Noch immer fast reduktiv; ein verschlossener Jungbrunnen, der aber in grosszügiger Art und Weise sein mögliches Potential offenbart. Sehr wahrscheinlich wird man in zwanzig Jahren darüber diskutieren, ob man den 61er Latour eine oder drei Stunden vor dem Genuss dekantieren soll. 1993 eine Flasche, die genau vier Stunden zuvor dekantiert worden ist. Genial, perfekt, unsterblich. 09: An diesem Abend tranken wir mehrere Weine mit 20 Punkten. Aber eigentlich müsste man alle vorherigen und bisher abgegebenen Weine mit 20-Punkten wieder auf 19 setzen, weil im linken Glas der 1961 Latour (Spender Sigi Hiss) eingeschenkt wurde. Es ist ein Überwein, der in die Kategorie 1947 Cheval, 1945 Mouton, 1959 Lafite gehört. Doch warum soll man andere grossen Weine plötzlich unbedingt schlechter machen wollen, wenn man die einzigartige, nicht oft wiederkehrende Chance erhält, ein solch legendären Pauillac trinken zu dürfen? Warum muss immer alles krampfhaft in Relationen sein? Kann man diese nicht einfach für einen kurzen Moment aussetzen? Sich zurücklehnen? Die Umgebung akkustisch ausschalten? Sich für möglichst lange auf das Bouquet konzentrieren? So lange daran riechen bis man es vor Ungeduld nicht mehr aushält? Die Erwartungen für den ersten Schluck sehr hoch zu schrauben mit der Gewissheit, dass das der absolut geniale Wein diese hohe Erwartung locker schafft und sogar übertrifft? Mit viel Geld kann man diesen Wein heute noch kaufen! Aber kein Geld der Welt garantiert dem Geniesser dieses Weines auch dieses tief im Körper zirkulierende Glücksgefühl. Und vielleicht empfinden auch die geübtesten Weingeniesser jeder für sich ein Bisschen anders. Ich glaube kaum, dass es im Jahr 2009 ein Rotweinerlebnis geben wird, dass diesen berührenden Moment rund um den Latour 1961 noch toppen kann. 10: Top-Shoulder. Dunkel, fast schwarz. Weltklassebouquet! Warum ich das so schreibe? Weil viele der wenigen grössten Rotweine der Welt ein ähnliches Bouquet vorweisen. Vergleichbare Referenzen sind 1974 Martha’s, 1971 Grange, 1961 Hermitage la Chapelle, 1971 La Mouline Guigal etc. Minze, Schoko, Napolitaines-Biscuits, Caramel, dunkles Kakao, unerreichbar perfekt in der Nase. Was für ein Gaumenspiel. Gibt es so grosse Cabernets in der neuen Zeit die jemals eine solche Perfektion nach 50 Jahren erreichen werden. Erschlagendes Erlebnis von ganz seltener Art. Hat noch viele Jahrzehnte vor sich. 10: Im Waldheim Risch hatten wir zwei Mal Pech. Einmal war es eine Fälschung mit 61er Etikett und 69er Korken! Und die zweite war kaputt! Ein so langes Gesicht hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. 11: Füllniveau HS. Beginnen wir mit dem Positiven, und zwar gleich mit dem Gaumen; ein unbändige Kraft geht vom Körper aus, viel Resttannine, die an sich ein grosses, weiteres Verspechen ab geben würden, aber von dunklem Pilzmehl bis Soyasauce ist da alles Negative drin, dass es schwer verständlich ist, dass es ich hier um einen der legendärsten Bordeaux eines ganzen Jahrhunderts handeln könnte. Das mag, vom Oydationsstatus her auch am Füllniveau «hohe Schulter» liegen. Doch eigentlich sind - gerade bei einem – Latour solche Füllstände selten ein Problem und verhelfen eher zu gewisse Reife, dieses sonst sehr letargisch-evolutionierenden Pauillac’s. Leider gab es immer wieder Kontakte mit diesem Wein im demselben, enttäuschenden Stadium. Aber wer ihn halt einmal perfekt erlebte, der nimmt di