20 Rene Gabriel
Erstkontakt 1988: Volle Punschnase mit extremer, fast umwerfender Frucht. Im Gaumen erst Portwein-Eindrücke, Malaga-Rosinen und Korinthen, dann Kaffeearomen im vollen, konzentrierten Körperbau. Grosser Mundreichtum und ein endlos nachhaltiger Abgang. Interessant war der Vergleich ein Jahr später mit anderen 47ern (20/20): Weniger süss; dicht. Unzerstörbares Potential. Das war wirklich eine Jahrhundertflasche, doch immer noch eine winzige Spur hinter dem 47er Mouton. 1990 eine Vandermeulen-Abfüllung: Der Zapfen der Flasche fiel in das Innere, als ich ihn öffnen wollte. Shit happens! Wenn ich Motorrad fahre, trinke ich in der Regel nie Alkohol. Deshalb einigte ich mich an einem heissen Sommertag im Jahr 1991 mit Paolo Cattaneo als Kompromiss auf eine halbe Flasche (20/20): Absolut perfekt! Dann trank ich innert kurzer Zeit wieder drei Vandermeulen-Abfüllungen: Die Erlebnisse schwanken zwischen 18/20 und 20/20 Punkten. 1992: Die beste Vandermeulen-Abfüllung, die ich bis jetzt trinken durfte! Sie stammte aus dem Keller von Marino Aliprandi. Blind zum Degustieren bekommen und im ersten Moment aufgrund seiner Portwein-Süsse mit dem 61er Haut-Brion verwechselt. Dann aber wegen der Rauchnote doch noch als 47er Cheval erkannt: Feine Kräuter-, Minzennuancen in der Nase. Extrem wuchtig mit präsenter Tanninanzeige. Diese Flasche hätte wohl problemlos bis zum nächsten Jahrtausend durchgehalten. 1993 eine Magnum mit Hardy Rodenstock (20/20): Nach 5 Minuten offen; gebrannter Zucker, Malz, Rauch, erdig und süss, totales Konzentrat, Rum-Aromen, braune Bananen, gedörrte Feigen. Im Gaumen warm, füllig, geschmeidig und mundfüllend. Jetzt auf dem Höhepunkt. Unbezahlbares Erlebnis! Das Erstaunliche an ihm ist seine Jugendlichkeit. Die Gerbstoffe wirken frisch wie bei einem just gefüllten Wein. Alle Komponenten bilden Moleküle und verdichten sich zu einer Adstringenz, welche die Aromen derartig perfekt verteilen, dass der Nachgeschmack und das Rückaroma minutenlang ausklingen. Im gleichen Jahr eine Cruse-Abfüllung: Ein grosser Wein mit einem riesigen Potential, aber leider von einer unsauberen Note eines alten Fasses oder schlechter Kellerbehandlung dominiert? Keine Wertung! 1996 nochmals eine Cruse-Füllung (20/20): Man kann gar nicht so abgestumpft sein, um einen derartig grossen Wein, ohne mit der Wimper zu zucken einzuatmen. Marino Aliprandi liess sich nicht davon abbringen, diese Flasche aus seinem Privatkeller zu entkorken. Dabei passte der Wein gar nicht so richtig zum Essen. Für die dazu servierte Rindszunge hatte ich nämlich eine Flasche 79er Latour für die Sauce verwendet...! 1997 trank ich den Wein dreimal mit einer Wertung von immer 20/20 Punkten. Darunter eine absolut perfekte Nicolas-Flasche im Hotel Hess, Engelberg aus dem Keller von Walter Eigensatz: Geschrieben hatte ich darüber nichts, aber soviel wie nur möglich davon getrunken. Zum dritten Mal in diesem Jahr: Gottlob habe ich so viele Freunde, die dieses Jahr 50 werden. Eine fette, opulente Flasche, die sich in der Nase recht schnell öffnete. Im Gaumen zeigten sich aber noch recht strenge Tannine, im Finale starke Rösttöne und gewaltig viel Dörrfrüchte. 1998 eine kaum bezahlbare, rare Magnumflasche im Quellenhof, Bad Ragaz: Tiefes Granat; jugendliche Reflexe. Würziges Irish Moosbouquet, fermentierter Tee, Kräuter, Minze, getrocknete Bananen; extrem konzentriert. Im Gaumen süss, innen schmeichelnd, elegant, aussen noch adstringierend, viel Cabernet Franc-Aromatik, eine an einen Grange erinnernde Shiraz-Süsse, gebündeltes, powervolles Finale, Vintage Port-Nuancen. Wirkt noch sehr jung aus der Magnumflasche. Ein kompletter, perfekter Wein. Natürlich gibt es auch andere Jahrhundertweine. Dass dieser 47er Cheval Blanc nun aber schon seit Jahrzehnten fraglos in jeder Konstellation das Punktemaximum erreicht, macht ihn fast zur unantastbaren Legende. Eine etwas müde Vandermeulenflasche in der Nähe von Bonn. Vielleicht hatte ich aber auch die Erwartung zu hoch geschraubt als der Wein verk
100 Robert Parker
Having a 1947 Cheval Blanc served out of an impeccably stored magnum twice in three months during the summer of 1994, and on another occasion, from an extraordinary jerobaum, made me once again realize what a great job I have. The only recent Bordeaux vintage that comes even remotely close to the richness, texture, and viscosity of so many of these right bank 1947s is 1982. What can I say about this mammoth wine that is more like port than dry red table wine? The 1947 Cheval Blanc exhibits such a thick texture it could double as motor oil. The huge nose of fruitcake, chocolate, leather, coffee, and Asian spices is mind-boggling. The unctuous texture and richness of sweet fruit are amazing. Consider the fact that this wine is, technically, appallingly deficient in acidity and excessively high in alcohol. Moreover, its volatile acidity levels would be considered intolerable by modern day oenologists. Yet how can they explain that after 47 years the wine is still remarkably fresh, phenomenally concentrated, and profoundly complex? It has to make you wonder about the direction of modern day winemaking. Except for one dismal, murky, troubled, volatile double-magnum, this wine has been either perfect or nearly perfect every time I have had it.
100 Robert Parker
Having a 1947 Cheval Blanc served out of an impeccably stored magnum twice in three months during the summer of 1994, and on another occasion, from an extraordinary jerobaum, made me once again realize what a great job I have. The only recent Bordeaux vintage that comes even remotely close to the richness, texture, and viscosity of so many of these right bank 1947s is 1982. What can I say about this mammoth wine that is more like port than dry red table wine? The 1947 Cheval Blanc exhibits such a thick texture it could double as motor oil. The huge nose of fruitcake, chocolate, leather, coffee, and Asian spices is mind-boggling. The unctuous texture and richness of sweet fruit are amazing. Consider the fact that this wine is, technically, appallingly deficient in acidity and excessively high in alcohol. Moreover, its volatile acidity levels would be considered intolerable by modern day oenologists. Yet how can they explain that after 47 years the wine is still remarkably fresh, phenomenally concentrated, and profoundly complex? It has to make you wonder about the direction of modern day winemaking. Except for one dismal, murky, troubled, volatile double-magnum, this wine has been either perfect or nearly perfect every time I have had it.
20 Rene Gabriel
Erstkontakt 1988: Volle Punschnase mit extremer, fast umwerfender Frucht. Im Gaumen erst Portwein-Eindrücke, Malaga-Rosinen und Korinthen, dann Kaffeearomen im vollen, konzentrierten Körperbau. Grosser Mundreichtum und ein endlos nachhaltiger Abgang. Interessant war der Vergleich ein Jahr später mit anderen 47ern (20/20): Weniger süss; dicht. Unzerstörbares Potential. Das war wirklich eine Jahrhundertflasche, doch immer noch eine winzige Spur hinter dem 47er Mouton. 1990 eine Vandermeulen-Abfüllung: Der Zapfen der Flasche fiel in das Innere, als ich ihn öffnen wollte. Shit happens! Wenn ich Motorrad fahre, trinke ich in der Regel nie Alkohol. Deshalb einigte ich mich an einem heissen Sommertag im Jahr 1991 mit Paolo Cattaneo als Kompromiss auf eine halbe Flasche (20/20): Absolut perfekt! Dann trank ich innert kurzer Zeit wieder drei Vandermeulen-Abfüllungen: Die Erlebnisse schwanken zwischen 18/20 und 20/20 Punkten. 1992: Die beste Vandermeulen-Abfüllung, die ich bis jetzt trinken durfte! Sie stammte aus dem Keller von Marino Aliprandi. Blind zum Degustieren bekommen und im ersten Moment aufgrund seiner Portwein-Süsse mit dem 61er Haut-Brion verwechselt. Dann aber wegen der Rauchnote doch noch als 47er Cheval erkannt: Feine Kräuter-, Minzennuancen in der Nase. Extrem wuchtig mit präsenter Tanninanzeige. Diese Flasche hätte wohl problemlos bis zum nächsten Jahrtausend durchgehalten. 1993 eine Magnum mit Hardy Rodenstock (20/20): Nach 5 Minuten offen; gebrannter Zucker, Malz, Rauch, erdig und süss, totales Konzentrat, Rum-Aromen, braune Bananen, gedörrte Feigen. Im Gaumen warm, füllig, geschmeidig und mundfüllend. Jetzt auf dem Höhepunkt. Unbezahlbares Erlebnis! Das Erstaunliche an ihm ist seine Jugendlichkeit. Die Gerbstoffe wirken frisch wie bei einem just gefüllten Wein. Alle Komponenten bilden Moleküle und verdichten sich zu einer Adstringenz, welche die Aromen derartig perfekt verteilen, dass der Nachgeschmack und das Rückaroma minutenlang ausklingen. Im gleichen Jahr eine Cruse-Abfüllung: Ein grosser Wein mit einem riesigen Potential, aber leider von einer unsauberen Note eines alten Fasses oder schlechter Kellerbehandlung dominiert? Keine Wertung! 1996 nochmals eine Cruse-Füllung (20/20): Man kann gar nicht so abgestumpft sein, um einen derartig grossen Wein, ohne mit der Wimper zu zucken einzuatmen. Marino Aliprandi liess sich nicht davon abbringen, diese Flasche aus seinem Privatkeller zu entkorken. Dabei passte der Wein gar nicht so richtig zum Essen. Für die dazu servierte Rindszunge hatte ich nämlich eine Flasche 79er Latour für die Sauce verwendet...! 1997 trank ich den Wein dreimal mit einer Wertung von immer 20/20 Punkten. Darunter eine absolut perfekte Nicolas-Flasche im Hotel Hess, Engelberg aus dem Keller von Walter Eigensatz: Geschrieben hatte ich darüber nichts, aber soviel wie nur möglich davon getrunken. Zum dritten Mal in diesem Jahr: Gottlob habe ich so viele Freunde, die dieses Jahr 50 werden. Eine fette, opulente Flasche, die sich in der Nase recht schnell öffnete. Im Gaumen zeigten sich aber noch recht strenge Tannine, im Finale starke Rösttöne und gewaltig viel Dörrfrüchte. 1998 eine kaum bezahlbare, rare Magnumflasche im Quellenhof, Bad Ragaz: Tiefes Granat; jugendliche Reflexe. Würziges Irish Moosbouquet, fermentierter Tee, Kräuter, Minze, getrocknete Bananen; extrem konzentriert. Im Gaumen süss, innen schmeichelnd, elegant, aussen noch adstringierend, viel Cabernet Franc-Aromatik, eine an einen Grange erinnernde Shiraz-Süsse, gebündeltes, powervolles Finale, Vintage Port-Nuancen. Wirkt noch sehr jung aus der Magnumflasche. Ein kompletter, perfekter Wein. Natürlich gibt es auch andere Jahrhundertweine. Dass dieser 47er Cheval Blanc nun aber schon seit Jahrzehnten fraglos in jeder Konstellation das Punktemaximum erreicht, macht ihn fast zur unantastbaren Legende. Eine etwas müde Vandermeulenflasche in der Nähe von Bonn. Vielleicht hatte ich aber auch die Erwartung zu hoch geschraubt als der Wein verk
95 Wine Spectator
There is quite a bit of bottle variation associated with this classic wine. We tasted two magnums of this monumental vintage with dinner, both château-bottled. One showed noticeable volatile acidity (not unusual at Cheval-Blanc); the better bottle had been recently recorked at the château. Both showed the dark color, thick texture, high alcohol and rich flavors of roasted fruit, chocolate and minerals classic in this wine. It's so powerful and rich that it's hard to believe it's more than half-a-century old, and it will still hold for years.--Cheval-Blanc vertical. –TM
95 Wine Spectator
There is quite a bit of bottle variation associated with this classic wine. We tasted two magnums of this monumental vintage with dinner, both château-bottled. One showed noticeable volatile acidity (not unusual at Cheval-Blanc); the better bottle had been recently recorked at the château. Both showed the dark color, thick texture, high alcohol and rich flavors of roasted fruit, chocolate and minerals classic in this wine. It's so powerful and rich that it's hard to believe it's more than half-a-century old, and it will still hold for years.--Cheval-Blanc vertical. –TM